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Abfall-Wissen und Recycling-Tipps Nr. 3: Flugzeug-Recycling

Quelle: Schwäbisches Tagblatt

20 bis 30 Jahre sind Verkehrsflugzeuge normalerweise im Einsatz. Dann werden sie in der Regel still gelegt. Noch flugfähige Technik wird ausgebaut  - aber der Rest bleibt einfach stehen.

 Momentan gibt es nur wenige Unternehmen, die sich mit dem Recycling von Flugzeugen beschäftigen. Dabei fallen pro Flugzeug durchschnittlich 70 Tonnen wertvoller Schrott an.

Hier beginnen die Probleme. "Recycling von Fluzeugen ist schwierig. Problematisch ist, dass beim Flugzeugbau viele verschiedene hochtechnologische Legierungen, Kunststoffe und Metalle miteinander vermischt werden", sagt Ingenieur Thorsten Müller. Allein 20 verschiedene Aluminiumlegierungen seien in einem Airbus A320 verbaut. Müller forscht am Fraunhofer Institut für chemische Technologie (ICT) in Karlsruhe an der Wiederverwertbarkeit von Flugzeugen.

Das Fraunhofer ICT hat unlängst mit der Hochschule Pforzheim das erste europäische Flugzeug-Recycling-Symposium durchgeführt. Vertreter aus Wissenschaft, Politik und Wirtschaft kamen in Stuttgart zusammen, um gemeinsam Strukturen, Verfahren und Dienstleistungen für die Verwertung von Flugzeugen zu entwickeln.

Für die nächsten 15 Jahre erwarten die Karlsruher Forscher, dass jedes Jahr etwa 300 Flugzeuge außer Dienst gestellt werden. Das sind etwa 300.000 Tonnen Flugzeugschrott. Neben Aluminium finden sich pro Maschine wertvolle Metalle wie Magnesium, Titan oder Kupfer. Auch hochwertiger Stahl und Nickel können aus den ausgedienten Fliegern entnommen werden. Bei so vielen verschiedenen Metallsorten bedarf es komplizierter Trennverfahren um alle Metalle separat lösen zu können.

Neben diesen Verfahren stellt sich den Forschern ein weiteres Problem. Der Anteil sogenannter Carbonfaserkunststoffe (CFK) an der Flugzeugstruktur erhöht sich bei modernen Fluzeugen stetig. Während in einem Airbus A320 nur das Leitwerk und die Landeklappen aus CFK bestehen sind bei Boeings neuem Dreamliner auch der Großteil des Rumpfes und Teile der Flügel aus dem extrem leichten Verbundwerkstoff hergestellt. Aufgrund des hohen Kunststoffanteils sinkt der Spritverbrauch um bis zu 50 Prozent.

Allerdings lassen sich CFK nur sehr schwer recyceln. Der Grund: Sie bestehen aus extrem langen Kohlefasern, die miteinander regelrecht verbacken sind. Wenn diese abgebaut werden, müssen sie zerkleinert werden. Dadurch verlieren die Fasern jedoch wichtige Eigenschaften wie Flexibilität und Stabilität. Die CFK-Materialien können somit nicht mehr im Flugzeugbau eingesetzt werden.

"Unser Ziel ist es, auch für die Kohlefasern aus dem Flugzeugbau neue Anwendungsmöglichkeiten zu finden", sagt Professor Stefan Woidasky. Der Vorsitzende des Symposiums forscht seit dem Jahr 2012 im Bereich nachhaltige Produktentwicklung an der Hochschule Pforzheim. "Einen Ansatz bietet BMW. In dem Modell i3 kommen Abfallprodukte aus der Flugzeugherstellung und -verwertung zum Einsatz. Die Kotflügel sind teilweise aus verkürzten Kohlefasern hergestellt", erläutert Woidasky.

Die Forscher von ICT und der Hochschule Pforzheim glauben, dass vor allem die steigenden Rohstoffpreise das Recycling von Flugzeugen in Zukunft sehr attraktiv machen werden. "Insbesondere mittelständische Unternehmen könnten hier wohl eine lukrative Marktlücke finden. Ein Umsatz von mehreren hundert Millionen Euro ist schon möglich", meint Woidasky.

 

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